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Goldener Oktober auf dem Golfplatz

Nachdem die letzten Tage bitter kalt gewesen waren und ich schon befürchtet hatte, die Saison wäre endgültig zuende, stellte sich heute ab Mittag eine ganz unverhoffte Temperaturerhöhung mit starker Sonne und ungetrübt blauem Himmel ein — so etwas gibt es hier in Bayern manchmal, und nicht selten handelt es sich dann um Föhn, der alle gewohnten Jahreszeitregeln abrupt über den Haufen wirft. Zumindest hatte ich heute nicht das Kopfdrücken und den Überdruß wie sonst meistens bei Föhn, sondern einen völlig klaren Kopf. Entsprechend freute ich mich auf einen schönen Golfnachmittag — und wurde dann auch nicht enttäuscht.

Goldener Oktober heißt nicht nur Wetter der besagten Art, sondern rot, braun und gelb in der Sonne aufleuchtendes Laub, zum großen Teil noch an den Ästen und nicht am Boden befindlich. Der Duft dieses Laubs, frische, klare, in der Nachtkälte gereinigte Luft, helle und aufmunternde Farben der Natur, Früchte an Büschen und Sträuchern, grünes, immer noch munter nachwachsendes Gras auf den Wiesen, ruhige, unaufgeregte Stimmung ohne die im Sommer übliche Hektik und Getriebenheit. Ein innerer Zustand der Gelassenheit und der Wertschätzung dessen, was Landschaft und Erde zu bieten haben, angereichert durch eine gewisse Bescheidenheit, denn der schnelle Einbruch winterlicher Temperaturen hat bereits für einige Ernüchterungen gesorgt und größere Erwartungen herbe gedämpft. Nun ist man also dankbar für jeden Tag, an dem noch warm und milde die Sonne scheint, und da man weiß, daß sie viel früher untergehen wird, nutzt man jede verbleibende Minute, um sie zu genießen.

Die erste Runde war nichts Erhebendes, weil ich mehrmals ins Aus schlug und damit mein Ergebnis frühzeitig ruinierte. Ich hatte ja mal erwähnt, daß das Ergebnis ohnehin nicht so wichtig genommen werden sollte, aber gerade heute fiel mir auf, daß jegliche laxe Herangehensweise nur die Qualität der Erfahrung herabmindert. Man ist dann nicht richtig wach beim Spiel und macht überflüssige Fehler. Diese wiederum bringen eine Unzufriedenheit zutage, die förderlich wirken kann. Es ist, als erhielte man kleine Schocks und würde dadurch erst richtig ins Spiel kommen. Und dann erst kann die Spielerfahrung in ihrer Gesamtheit konfrontiert und angemessen verarbeitet werden.

Daß Selbstzufriedenheit nichts nützt, hatte ich schon beim Einschlagen auf dem Putting Green und der Driving Range gemerkt: Da gibt es dann Fehler, die ich nicht entschlüsseln kann und die sich nur stupide wiederholen. Dieselben Fehler beging ich auch auf der Runde.

Bei der zweiten Runde war es viel besser, weil ich wach geworden war und ein besseres Verhältnis zum Spiel gefunden hatte. Ich schlug keinen Ball aus, stattdessen gelang mir ein Birdie, und auch die anderen Löcher waren gerade mal Par oder wenig darüber: also insgesamt eines meiner bisher besten Rundenergebnisse. Das macht mich am Ende immer nervös, weil ich unweigerlich auf die Jagd nach einem neuen Bestresultat gehe und gleichzeitig fürchte, es durch Lässigkeiten zu gefährden. Jedoch werde ich dadurch selten schlechter, weil ich mich jedesmal schärfer zusammenreiße und genau nachdenke und aufpasse.

Insgesamt ein schöner Nachmittag. Bei der Rückfahrt fiel mir auf, daß die Mattigkeit und Abgespanntheit, die ich bei den ersten Malen in diesem Jahr meistens verspürt hatte, inzwischen einer Art zufriedenen Erfahrungssattheit Platz macht. Da ist nicht mehr das mindeste, was mir unangenehm oder anstrengend vorkäme.

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