Archiv der Kategorie: Reflexionen

Zu unregelmäßiges Spiel

Irgend etwas stimmt mit meinem Spiel nicht, und war grundsätzlich. Hier erst die Resultate von heute: 6,3(par),7,4,4,7=31, 10,3(p),6,9,3(p),8=39 und 5,5,5,7,5,8=35.

Die schlechten Ergebnisse resultieren meistens von ausgeschlagenen Bällen. Heute war auf dem Platz sehr heiß, etwa 30 Grad, aber das hat meine Grundfehler wohl noch deutlicher herausstechen lassen: Die Schläge sind alle ungleich. Ein Hinweis, den mir eine Frau, die ich schon oft getroffen und mit der ich mich mehrfach unterhalten habe, vorgestern gab, geht in Richtung von zu viel Verkrampfung. Ich „wuchte“ die Schläge mit größter Kraft. Der Rückschwung geht dann viel zu weit nach links und unten, so daß ich den Schläger dort wieder zu sehen bekomme. In dem Moment weiß ich dann bereits, daß der Schlag nichts wird, aber ich kann ihn meistens nicht mehr bremsen.

Das Festklammern des Schlägers beim Schwung führt dazu, daß ich mit zuviel Kraft schlage (Muskelkater in beiden Unterarmen, der bei den ersten Malen mehrere Tage anhält) und im Grunde sogar den Schwung bremse. Ich habe das ausprobiert: Wenn ich den Schläger nur leicht fasse, „fällt“ der Schlägerkopf auf den Ball, und die Schlägerkopf-Geschwindigkeit ist höher.

Es gibt auch noch eine Menge weiterer Fehler und schlechter Angewohnheiten. Irgendwie scheine ich mich festgefahren zu haben. Das wäre ein Punkt, wo ich einen Pro bräuchte, aber den auf diesem Platz aktiven Leuten kann und will ich mich nicht anvertrauen. Vielleicht würde es helfen, einfach nur ein paar leichte, lockere Bälle zu schlagen und dabei auf genaue Ausführung zu achten. Daß ich jedesmal meine, mit jedem Schlag bis ans Ende der Driving Range schlagen zu müssen, ist ohnehin ein Unsinn. Ich verstehe selbst nicht, warum ich mich in so etwas hineingesteigert habe. Es hat wahrscheinlich gar nichts mit dem Golf zu tun, sondern mit meiner grundsätzlichen Verfassung.

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Sommerende und Regen

Zuerst hatte ich, aufgrund des angekündigten Regens, gar nicht hinfahren wollen. Aber es zog mich dann doch hinaus, und es hätte ja sein können, daß es doch nicht geregnet hätte, und dann hätte ich nutzlos im Zimmer gesessen.

Das Üben begann sehr gut; alle Schläge kamen zielsicher, und beim Putten gelangen mir nach langer Zeit wieder mal zwei 25-Meter-Putts. Die Runde ging ich zweimal zusammen mit einem Mann (Resultat: 25 — zweitbestes Ergebnis — und 31, darunter 3x par). Beim letzten Loch prasselte dann doch der Regen herunter. Heute scheint wirklich und unwiderruflich Sommerende zu sein.

Der Mitspieler war ein routinierter Clubspieler, den ich zuerst überlegen einschätzte. Ich spielte jedoch auf der ersten Runde fast jedes Loch mit einem Schlag weniger (mir gelang dabei aber auch praktisch alles, was ich nur wollte). Bei der zweiten Runde waren wir ausgeglichen. Ich fragte ihn, weshalb er nicht zählte. Er gab keine richtige Antwort. Irgendwie tat er so, als seien ihm sein eigenes Spiel und die Ergebnisse gleichgültig. Aber nachdem ich über den letzten erwähnten Fall nachgedacht hatte, vermute ich auch hier eine versteckte Eitelkeit; man könnte es auch „männlichen Stolz“ nennen. Durch das Nicht-offen-Zählen drückt man sich vor dem offenen Vergleich und versucht damit der Möglichkeit auszuweichen, zur Zweitbester zu sein. Ich bin inzwischen bei der klaren Auffassung angelangt, daß daran etwas faul ist. Was mich etwas wundert, ist, wie weitverbreitet diese Drückebergerei offenbar zu sein scheint.

Und es wird tatsächlich der eigentliche Anreiz aus dem Spiel genommen. Man spielt doch auch kein Schach, bei dem geschlagene Figuren wieder aufs Feld gebracht werden — das wäre nun mal kein richtiges Schach mehr, und damit wäre das Spiel im Grunde verraten und zerstört. Wenn Leute sich ihren eigentlichen Spielergebnissen nicht stellen wollen, verkennen sie auch, daß es gar nicht darum geht, jemand durch Konkurrenz in Nachteil zu bringen und irgendwelche scheinbaren persönlichen Vorteile einzuheimsen.  Mich selbst stört es nicht im geringsten, wenn ein anderer besser spielt als ich — ganz im Gegenteil: es spornt mich an.

Wie an so vielen anderen Stellen des Alltagslebens geht es hier doch in Wahrheit immer um dasselbe: um den Schutz des Egos und um ein kompliziertes, darum herumgebautes Getue. Alle diese Leute können einem nur leid tun. Sie schaden sich bloß selbst. Von wegen „Spaß am Spiel“! Wenn jemand Spaß am Spiel haben will, warum muß er Ergebnisse vertuschen und verschweigen, warum muß er Konkurrenz meiden, warum muß er diese ganzen Manöver vollziehen und rechtfertigen? Lächerlich! Dann soll er doch das Spiel lassen, wie es ursprünglich gedacht ist, und es einfach so spielen! Was soll daran schlecht sein?

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Ein Durcheinander

Heute war es zwar wärmer, aber meine innere Verfassung war zu desolat, als daß sich eine Hoffnung auf Änderung während der Platzrunde hätte einstellen können. Vielleicht hatte die Witterung sogar zusätzlich zur Verwirrung und Resignation beigetragen, denn war das nicht einer dieser typischen Herbsttage, an denen sich zwar äußerlich alles in schönster Erscheinung zeigt, dahinter aber umso stärker eine Vorahnung von kommendem Verfall und Abschied lauert?

Wirkt sonst die Runde über den Platz stets ausgleichend auf mich, so entpuppte sie sich heute leider als Teil des ganzen Durcheinanders, denn auch hier, wie auf dem gesperrten Putting-Grün, waren die Arbeiter unterwegs und sperrten zu allem Überfluß das letzte Loch gerade in dem Moment, als ich meine Runde damit abschließen wollte. So verging mir der Spaß zu einer weiteren Runde, und weil ich müde war, wollte ich mich auch nicht zu längerem Üben zwingen, sondern empfand den Aufbruch zum Rückweg als Erleichterung. (Rundenergebnis: 29)

Ein Lichtblick war aber dennoch zu verzeichnen: Während der Übungsschläge hatte ich ein wesentlich besseres Körper- und Bewegungsbewußtsein als beim letzten Mal. Die Muskeln waren, vielleicht auch wegen der höheren Außentemperatur, um einiges lockerer. Mit diesem Bewegungsbewußtsein ist es eine eigenartige Sache: Heute konnte ich den gesamten Ablauf der Bewegung und auch ihre Qualität (Koordination, Timing, Kontrolle wie Loslassen) deutlich mitverfolgen, während meistens der Schwung automatisch abläuft und kaum zu beeinflussen ist. Das Bewußtsein deckt dann nur den Beginn, im besten Fall noch den Treffmoment und vielleicht den Abschluß der Bewegung ab, aber alles, was dazwischen liegt, verschwindet in einem Nebel der Undeutlichkeit. Ganz im Gegensatz dazu spürte ich heute die gesamte Bewegungsfolge sowohl von außen (äußere Form der Bewegung) als auch von innen (Gewahrsein der Steuerung, der Kontrolle und die Harmonie aller Bestandteile wie Körper, Haltung, Muskeln, Zielen, Schwingen).

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Kleines Abenteuer

Das Fahren zum Platz, das Üben und das Gehen über die Runde ist immer wie ein kleines Abenteuer, und immer anders. Es ist seltsam, daß es manchmal insgesamt nur zweieinhalb oder drei Stunden sind. Die Zeit wird viel dichter und intensiver erlebt, gerade auch die kleinen Eindrücke: Himmel, Wetterverhältnisse, Luft, Gras, Sträucher, das Licht, die Dämmerung. Ich könnte gar nicht sagen, daß es irgendetwas Besseres gäbe, etwas, das mich mehr mit einer ruhigen Zufriedenheit anfüllt, von der ich bis heute nicht sagen kann, woher sie kommt. Sie stellt sich einfach ein.

So war es auch heute wieder, als ich mich anfangs gar nicht gut fühlte und noch einen ziemlichen Ärger mit mir herumtrug. In solchen Phasen habe ich stets den Eindruck, das würde noch Stunden so weitergehen, und wenn ich nicht auf dem Platz bin, ist das auch gar nicht so unwahrscheinlich. Aber dann geschah wieder das, was fast jedesmal passiert: Allein dieses Spielen ist schon die perfekte Kur für jede Mißstimmung. Als ich dann später auf die Runde ging, kam mir der Gedanke, daß dieses Spiel das Herz anspricht (auch wenn davon in den üblichen Kreisen nirgends die Rede ist); es spricht nicht den Körper an und auch nicht den Verstand, sondern hauptsächlich das Herz, so als ginge es direkt durchs Herz und würde dieses stärken, es mit Zutrauen und Klarheit erfüllen. Ja, es ist ein Gefühl — dieses Spiel ist ein Gefühl, kein Sport, kein Wettbewerb und auch keine Geschicklichkeitsprüfung. Wird einem das klar, kommt man endgültig weg von der Resultatfixiertheit. Am Resultat sind nur dumme Menschen fixiert; man kann sich nur dann so sehr damit beschäftigen, wenn das Wesentliche, nämlich besagtes tiefere Gefühl, verkümmert ist und vom erstarrten Charakter blockiert wird. Damit geht dann auch die Würdigung und Wertschätzung verloren. Sie wird durch das Zählergebnis und die Rangfolge des Wettbewerbs ersetzt, und das ist alles nur ein Profit fürs Ego, für die eingebildete Wichtigkeit, die alles andere als Wichtigkeit, sondern eben nur Dummheit und Beschränktheit ist, oder, wenn man so will, Herzlosigkeit (vor allem Herzlosigkeit sich selbst gegenüber).

Damit sage ich nicht, daß Ergebnisse unwichtig wären. Sie gehören einfach mit dazu, sind eine von vielen Begleiterscheinungen. Selbstverständlich versucht man gut zu spielen — genau darin besteht ja das Spiel. Aber dieser Aspekt Exzellenz ist kein nach außen bezogener Aspekt, sondern eine Frage der inneren Einstellung. Wertempfinden und Konkurrenzdenken haben überhaupt nichts miteinander zu tun. Das eine ist nur für mich und hat seine Bedeutung in sich selbst, das andere kann erst dort in den Vordergrund treten, wo die persönlich empfundene Bedeutung vernachlässigt oder ganz vergessen worden ist.

Durch die zunehmende Praxis und Routine kommt es kontinuierlich zu besseren Scores. Heute, nach vielen Jahren (und auch Pausen): das zweite Birdie meines Lebens. Der Abschlag hatte viel Schwung und sprang aus dem Bunker, den er traf, wieder hinaus, rollte bis zum Rand des Grüns. Der Putt quer übers Grün fiel dann gleich ins Loch. Die Folgerunde war im Ergebnis sogar besser: fast 1 über par und 1 par.

Aber am schönsten ist wohl immer der Ausklang. Wenn der Platz so langsam vereinsamt, die Rezeption geschlossen wird und sich die Dämmerung senkt. Heute begann es leicht zu regnen, und dieser Regen hatte etwas Entspannendes und Ausgleichendes. Die Farben wurden, obwohl die Helligkeit nachließ, immer intensiver. Gerade jetzt, wo es in den Herbst geht und das Gelb, Rot und Orange zu seiner höchsten Entfaltung kommt. Die Außentemperatur ist nicht mehr warm, aber das Gefühl in einem, die ganze Atmosphäre der Natur und des Platzes, der Beigeschmack des Augenblicks — all das ist wärmer und dichter als zu jeder anderen Jahreszeit.

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Meditationsveranstaltung

Heute war ich erstmals nach der Verletzung – nach ziemlich genau einem Monat Pause – wieder auf dem Golfplatz Johanneskirchen. Das Schlagen und Treffen kam mir viel ungewohnter vor als beim Neubeginn nach der Winterpause. Da hatte ich es in manchen Jahren, und auch dieses Jahr, so empfunden, als hätte ich erst ein paar Tage zuvor das letzte Mal gespielt. Es muß mit der Verletzung zu tun haben; diese unterbricht die Bewegungsroutine, und danach wird alles irgendwie neu, anders, fremdartig.

Ich übte für meine Verhältnisse recht lange und gründlich, insbesondere mit dem Sandwedge. (Ja, kein Platz heute!) Aber ich möchte eigentlich über etwas anderes schreiben, nämlich über meine Stimmung, meine innere Verfassung. Im Grunde habe ich, da mir das Joggen und die damit verbundene Körperaktivität und -Reinigung ohnehin sehr fehlt, das Golfen stark vermißt. Ich bin in letzter Zeit — und das ausgerechnet zu einer Phase, in der andere in Urlaub fahren und „sich erholen“ — mit einer ganzen Reihe von Problemen, ja mit ständigem, nicht enden wollendem Ärger belastet. Das vergiftet einen regelrecht. Aber worin besteht diese Vergiftung? Man merkt es nicht, wenn es über Wochen hinweg zu einem Dauerzustand führt. Man kann es nicht mehr an einer einzelnen Sache festmachen, sondern es verdichtet sich zu einem einzigen kompakten Unbehagen. Und das macht es nur noch schlimmer, weil man gar nicht mehr weiß, wo man ansetzen und etwas ändern könnte. Man ist einfach nur noch ein Opfers seines eigenen unklaren Gesamtzustands. Selbst einzelne Problemlösungen und Verbesserungen führen nicht zu einer durchgreifenden Klärung.

Vor diesem Hintergrund fand ich das Hinausfahren auf den Platz heute besonders wichtig. Der Titel „Meditationsveranstaltung“ paßt hier gut, weil meine Erfahrung mit jeglichen in den Alltag eingerückten Meditationsveranstaltungen stets ganz ähnlich war: Man will zuerst nicht. Man findet das lästig. Es stört den Rhythmus. Zwar ist man sich unterschwellig klar, daß dieser Rhythmus gar nicht gut ist, sondern einen in der negativen Mühle festhält, und dennoch sträubt man sich gegen die Umstellung, gegen das Stoppen, gegen das Loslassen-Müssen, gegen die Unterbrechung von Streß und Frustration. Denn es gibt ja nicht einfach nur eine neue, leicht konsumierbare Verbesserung, sondern erst einmal ist gar nichts mehr da, ein Vakuum an Reizen, eine Leere. Genau so ging es mir heute, als ich zum Platz fuhr und als ich dort ankam, und ebenso während mindestens der ganzen ersten Stunde, die ich dort verbrachte. Ich fühlte mich nicht wohl. Ich hätte auch wieder leicht verschwinden können. Ab nachhause, weg von der langweiligen Situation, bei der nichts passierte und es mir auch nicht besser ging.

Zur echten Meditationsveranstaltung gehört, daß man nicht wegkann. Man muß sich stellen. Selbst wenn sich alles in einem sträubt. Und irgendwann, wenn man schon aufgehört hat, noch darauf zu hoffen, kommt ein Umschwung, und dieser Umschwung wirkt dann in diesem Moment immer ganz anders als erwartet. Etwas schaltet um. Die bisherige psychologische Logik des eigenen Fühlens und Empfindens tritt in den Hintergrund; etwas Ungewohntes erscheint auf der Bildfläche. Erst später vermag man den Zusammenhang besser zu erkennen und zu deuten. Die ganze Sache hat nichts mit dem Verstand zu tun — ganz im Gegenteil: sie unterminiert ihn. Und daher auch sein Unbehagen, sein trotziges Beharren auf dem alten Zustand, selbst wenn er noch so ungut ist.

Diese innere Verschiebung und Läuterung, die sich bei mir so gut wie jedesmal während und aufgrund der Golferlebnisse ereignet, sie ist eigentlich das Wichtigste. Es ist Meditation. Das Spiel selbst, und welche Schläge wie gelingen, und ob man sich „verbessert“ oder nicht — das spielt alles eine weitaus geringere Rolle.

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Wiederbeginn

Für dieses Jahr 2008 das erste Mal auf dem Platz: Driving-Range und Übungsgrüns. Es lief viel besser als erwartet; trotz der über halbjährigen Pause konnte ich direkt an die letzten Male anknüpfen. Am meisten Spaß bereiteten die weiten Abschläge.

Nachträglich mußte ich leider feststellen, daß ich bei den Abschlägen zuviel Muskelkraft im Rücken eingesetzt hatte (Muskelkater). Beim nächsten Mal werde ich darauf achten.

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Besser geht es nicht

Ein Wetter, wie es schöner nicht geht, und ein Golfnachmittag, wie er besser nicht geht. Zuerst schlug ich mich nach Lust und Laune an den Übungsgrüns und an der Driving Range ein, mit dem sicheren Gefühl, nun endlich zu wissen,wie alle diese verschiedenen Schläge ganz nach Bedarf hervorzurufen sind. Nach einiger Zeit kam M. und berichtete, ein Bekannter von uns sei jäh bei einem Unfall ums Leben gekommen. Das schockierte mich anfangs recht wenig, aber als ich dann still weiterspielte, merkte ich, wie sich unterschwellig etwas veränderte, wie ich das, was ich tat, neu zu bewerten begann und wie ich das Gehörte auf mich und mein eigenes Leben bezog. Die erste Runde, die ich dann spielte, verlief nicht besonders gut. Nach und nach verlor ich mein Schlaggefühl. Man hat dann manchmal den Eindruck, beim Ausholen gar nicht mehr zu wissen, wie weit der Boden von einem entfernt ist; der ganze Schlag ist einem fremd, man verkrampft sich, denkt nach, wird immer unsicherer, bis der Schlag auseinanderfällt wie eine Maschine, die sich in ihre Einzelteile zerlegt. Gegen diese Verwirrung und diesen Vertrauensverlust ist wenig auszurichten. Je mehr man sich bemüht, desto schlimmer wird es, und wenn man sich dann, nachdem man sich dessen bewußt geworden ist, wiederum bemüht, locker zu bleiben und nicht noch weiter Druck zu machen, geht auch das nicht gut. Es ist wie Schicksal; es überkommt einen, und dann steckt man in solch einer Phase wie in einem Tal drin und kann nur warten und schauen, wann es wieder aufhört.

Ich hängte die nächste Runde dran, und sie war auch nicht besser. Ich wußte nicht mehr, wie ich es vermeiden sollte, den Ball mal zu weit nach links und dann wieder zu weit nach rechts zu schlagen. Mir fiel auf, daß ich den Schwung grundsätzlich zu verspannt und gezwungen ausführte: Unwillkürlich zieht man die Arme und die Schultern an und verkürzt damit den Schlagradius, der Ball wird getoppt und rollt ein viel zu kurzes Stück.

Einfach weiterspielen! Es war noch genug Energie da, und so ließ ich die dritte Runde folgen. Mir ging es jetzt mehr darum, überhaupt zu spielen. Der Todesfall arbeitete noch weiter in mir. Eigentlich lächerlich, beinahe witzig: Da beschäftigen sich Menschen ihr Leben lang mit irgendwelchen scheinbar wichtigen Dingen, und durch einen kurzen Zufall oder Zwischenfall, der sich innerhalb weniger Sekunden ereignet, wird alles ad absurdum geführt. Alles, was scheinbar aufgebaut und investiert und an Beziehungen und Verbindungen hergestellt wurde, ist mit einem Schlag gegenstandslos. Dann ist doch eigentlich alles egal, oder nicht? Dann kann man doch tun, was man will, denn dann zählt doch ohnehin nur die gegenwärtige Handlung und das Erleben in diesem Moment — das ist alles, was man hat. Und ich stehe hier nun auf dem Platz und bin dankbar, das mit allem, was dazugehört, so ungetrübt genießen zu können. Das ist es, und mehr gibt es nicht. Man muß es jetzt nehmen, sonst ist es fort. Diese einfache Schönheit, die jetzt da ist — sie steht doch eigentlich für alles, was am Leben schön sein kann. Da gibt es kein Suchen oder Vergleichen mehr, sondern nur die Qualität dieser konkreten Erfahrung. Ein paar Bälle zu schlagen, hin- und herzugehen, das Gras zu riechen und in den Himmel zu schauen, und mehr ist gar nicht nötig, und nach mehr wird auch gar nicht gefragt. Einfacher geht es wirklich nicht, und für Angst, Streß oder Sorge gibt es nicht den geringsten Anlaß.

Es wurde dunkel. Der Tag war gerade an der Grenze angekommen, wo man nachhause geht und es gut sein läßt. Aber diesmal spornte mich gerade das an: Trotzdem weiterzumachen, die vierte Runde dranzuhängen und solange zu spielen, bis es immer dunkler und kälter werden würde — vielleicht schon zu dunkel, um die Runde zu Ende zu bringen. Dies ist die schönste Zeit hier, das wußte ich noch. Also würde ich sie ganz auskosten. Jetzt war mir auch völlig egal, wie ich abschneiden würde; einfach nur spielen wollte ich. Und ich wußte noch: Ich bräuchte einfach nur den Schwung groß und weit werden zu lassen, damit wäre die falsche Angewohnheit der Anfangsrunden einigermaßen gebannt und korrigiert.

Ich schlug auf der ersten Bahn sogar mit dem Holz 3 ab, das ich mir sonst nicht zugetraut habe, weil ich die Bälle gewöhnlich schlecht treffe und rechts oder links ausschlage. Aber ich traf. Und so ging es weiter, daß es mir fast unheimlich wurde. Außerdem brach die Nacht herein. Man sah den Mond immer heller und am Horizont die Lichter und die Autoscheinwerfer. Die Sonne war lange verschwunden und hatte nur noch einen dunkelroten Überrest hinterlassen, der in wenigen Minuten verglomm. Ob ich die Runde noch würde abschließen können? Loch 4 spielte ich Par, was mich hier wohl noch nie gelungen war. (Außerdem wäre fast ein Birdie daraus geworden.) Alle anderen Löcher hatte ich eins über Par gespielt. Aber nun sah ich den Ball nach dem Abschlagen nicht mehr, hörte nur noch in der Ferne ein leises Klopfen, das mich vage vermuten ließ, wo er aufgekommen sein könnte. Und die Schläge kamen weiter auf die richtige Art, mit weitem, großem Schwung und vollem Treffen des Balls. Beim letzten Loch konnte ich nur noch erahnen, wohin ich spielen würde. Dennoch kam ich auch hier auf nur 1 über Par. Als ich zusammenrechnete, hatte ich meine bisherige Platzbestleistung von 26 Schlägen eingestellt.

Ich packte zusammen und ging zum Ausgang. Es wurde gerade abgeschlossen und das Licht abgeschaltet. Die anderen Spieler hatten den Platz bereits verlassen. In völliger Dunkelheit fuhr ich nachhause.

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Betrachtungen zum Energiefluß und zum Verstehen

Laut Titelblatt eines der Münchener Boulevardblätter soll das Wetter in den nächsten Wochen „greislig“ werden: Regen, kalt, in den Bergen sogar Schnee. Heute ziehen schon die dunklen Wolken auf, aber bislang hat es noch nicht zu regnen angefangen. Jedenfalls werde ich es heute nicht riskieren, auf den Platz zu fahren, und ich bin gespannt, ob die Vorhersage zutrifft und ob die Saison, die für mich ja erst so spät begonnen hat, sich demnächst schon wieder ihrem Ende zuneigen wird. Bisher hatte ich mir jedes Jahr im September und Oktober eingeredet, ich könnte auch noch zum Jahresende hin „genauso gut“ zum Spielen gehen; es würde doch einfach nur ein bißchen kühler werden. Dazu war es aber nie gekommen. Die Kälte ist es nicht allein; hinzu kommen üppige Schauer und eine insgesamt weniger aufmunternde Stimmung draußen. Wir werden sehen…

Jedenfalls gibt es über gestern noch etwas nachzutragen: Ich hatte ja immer wieder Schulterschmerzen gehabt und war mir auch sicher gewesen, daß es mit Fehlern beim Schwung und Schlag zu tun gehabt hatte. Interessanterweise waren die Schmerzen auch ohne Spielen dageblieben, manchmal sogar über ein halbes Jahr, oder sie waren in Zeiten, wo ich schon ewig nicht gespielt hatte, einfach so von selbst wiedergekommen. Die Erfahrung war aber, auch jetzt wieder, gewesen: Ein Wiederaufnehmen des Spielens ließ die Schmerzen wieder verschwinden.

Noch einmal, zum Verstehen: Erst scheint das Spielen die Schmerzen verursacht zu haben, dann wieder ist es genau das Spielen, das sie kuriert.

Die Lösung dieses scheinbaren Paradoxons besteht im Verstehen des richtigen Bewegungsablaufs. Ein falscher Bewegungsablauf stört die Körperharmonie, ein richtiger stellt sie wieder her. Und daher hängt nicht nur der Spielerfolg und der Spaß am Spiel vom richtigen Verständnis des Bewegungsablaufs ab, sondern eben — und bei weitem nicht zuletzt! — auch die eigene Gesundheit.

Und nun zu dem, was ich gestern beobachtet habe (und im Nachklang auch heute spüre): Selbst kleine Fehler und Unstimmigkeiten verursachen bei mir eine gravierende Störung im Fluß der Körperenergie. Ich schreibe bewußt „Körperenergie“, denn es ist weit mehr als nur Biomechanik. Allein schon eine relativ kleine Veränderung wie das Absenken der rechten in bezug auf die linke Schulter beim Treffmoment (wie von Croker empfohlen) scheint bei mir etwas im Energiefluß verändert zu haben. (Die Akupunkteure sprechen von einem Umschalten der Verkehrszeichen und einem Umleiten der Ströme.) Manchmal merke ich auch (außerhalb des Golfs), wie eine einfache Änderung der Stellung beim Stehen oder Sitzen solche Strömungsänderungen hervorruft; dann fließt plötzlich die blockierte Energie durch Hals und Kopf nach oben ab. Die Wirkung ist, daß sich dann der ganze Körper schwerelos fühlt. Gewicht wird nur da gespürt, wo noch Blockade herrscht; ein Lösen der Blockade setzt die Energie frei, und der betreffende Bereich wird zuerst leicht, dann schwindet er völlig aus der aktiven Wahrnehmung, so als wäre er nun gar nicht mehr vorhanden. Im Idealfall lösen sich alle miteinander verbundenen Blockaden mit auf und der Körper wird in seiner Gesamtheit transzendiert. Viele Menschen kennen diesen Zustand gar nicht, aber ich kenne ihn sehr gut, und deshalb merke ich auch sofort, wenn diese Leichtigkeit beeinträchtigt ist. Und wie schon gesagt empfinde ich darüber hinaus selbst kleine dieser Beeinträchtigungen sehr schnell als äußerst quälend und störend.

Ich sehe immer deutlicher, wie entscheidend das richtige Verständnis des Bewegungsablaufs beim Golf ist. Denn ohne dieses Verständnis mag man vielleicht instinktiv oder routinemäßig richtig schwingen und schlagen (und spielen), aber man ist nicht davor gefeit, auf jeden Irrtum neu hereinzufallen. Meine ganzen Erfahrungen mit Trainern bestätigen das noch umso deutlicher, denn Trainer vermitteln fast nie dieses Verständnis. (Es ist quasi ihr eigenes Berufsgeheimnis, denn wer es hat, wäre ja selbst nicht nur Spieler, sondern ebenfalls Trainer, denn er könnte sein Verständnis, das ihm ja nun selbst angehört, jederzeit reproduzieren, und zwar auch in Worten — denn was man nicht verbal kommunizieren kann, das hat man auch nicht wirklich verstanden.) Sondern was Trainer vermitteln, das sind punktuelle Kniffe und Tips, die etwas von außen am Spiel, also am Bewegungsverhalten des Lernenden ändern oder korrigieren. Der Lernende soll sich das dann durch Wiederholung angewöhnen. Mit anderen Worten: Er wird auf dieses Verhalten hin bloß konditioniert (ein anderes Wort dafür wäre: gedrillt); es wird ihm mechanisch eingetrichtert. (Man kann bekanntlich Papageien auch das Sprechen beibringen; sie wissen aber nicht, was sie reden.) Der Vorteil für den Trainer: Er verdient immer wieder.

Eine andere Erfahrung, die ich mit Trainern gemacht habe: Sie verstehen es oft selbst nicht. Eigentlich erschreckend, aber wahr (und umso erschreckender, wenn man bedenkt, daß eine halbe Stunde mindestens 30 Euro kostet): Jeder vermittelt nur seine paar Tricks und Kniffe, und wenn’s hoch kommt, sein eigenes bruchstückhaftes Verständnis — aber ich habe noch keinen getroffen, der ein umfassendes und zutreffendes Bild vom richtigen Schlagen und Spielen vermittelt hätte. (Sie würden vielleicht einwenden: Mehr könnten sie in ein paar Stunden auch nicht vermitteln; da müßte man monate- und jahrelang zu ihnen kommen. Aber das stimmt nicht, wie meine Schulterschmerzen gut zeigen. Die kommen nämlich von falschen Hinweisen, einen zu nahen Stand am Ball betreffend. Und inzwischen sehe ich, wenn ich Trainern bei der Arbeit zuschaue, zuhauf solche falschen Anweisungen.) Die andere Sache ist: Um das ganze Golfspiel umfassend verinnerlicht und von Grund auf durchschaut zu haben, muß man das sein, was man im spirituellen Bereich einen „wirklichen Weisen“ nennt. Und so etwas ist sehr, sehr selten.

Es bleibt einem nur, sich selbst auf den langen Weg zu begeben und Stück für Stück eigenes Verständnis heranzubilden, immer wieder in kleinen Schritten, mit kleinen Erkenntnissen, kleinen Aufschlüssen und Beobachtungen. Aber das ist dann das, was ich wirkliches Golf nennen möchte, ein Spiel der Lebensweisheit und der Reife, und beileibe kein belangloser Zeitvertreib! Alles, was auf diesem Weg gewonnen wurde, bleibt einem und ist unverlierbar. Und rückwärts geht dieser Weg nicht; er geht immer nur vorwärts; ja, man kann sogar wagen zu behaupten: Er geht immer in die richtige Richtung.

So, mittlerweile platscht jetzt draußen aber so richtig der Regen vom Himmel, und mit Spielen ist’s dann erst mal nichts.

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Golf und Bewußtheit

Golf ist deshalb so interessant und tiefgründig, weil zwei scheinbar gegensätzliche Aspekte darin vorkommen:

  1. ist der Golfschwung, mit dem der Ball geschlagen wird, eine natürlich fließende und recht einfache Bewegung, die, wie es im Buch und im Film „Die Legende des Bagger Vance“ so schön gesagt wird, in jedem Menschen bereits angelegt ist und die er nur wiederzuentdecken braucht.
  2. kommen, nicht zuletzt bei zunehmender praktischer Auseinandersetzung mit dem Spiel, immer mehr Störungen, Verkomplizierungen und falsche Angewohnheiten mit hinein, und diese lassen sich nur durch gezieltes Üben wieder korrigieren.

Wer Golf kennt und spielt, hat stets mit dieser Ambivalenz zwischen Spontaneität und Kontrolle, zwischen Lernen und Wieder-Vergessen zu tun. Es scheint sich um ein echtes Paradoxon zu handeln.

Aber mir fällt zunehmend auf, daß hier nur die Muster eines altgewohnten Denkens wiederholt werden, statt daß es sich um eine tiefere Einsicht handelt. Diese Muster findet man überall vorgebracht und wiederholt — es ist immer dasselbe. Es geht um den Verstand selbst, und wer mit seinem Verstand nicht weiter vorankommt, der bleibt eben bis ans Ende seines Lebens bei irgendwelchen plumpen Schemata hängen. Das bezieht sich nicht nur aufs Golf, sondern auf alles.

Die Frage ist: Was passiert genau, wenn ich versuche, gut zu spielen? Ist das nun eine rational gesteuerte Willensausübung, oder was steckt hinter diesem Impuls? Und wie wird er am besten ausgedrückt? Das erwähnte Paradoxon findet im Bekannten keine Auflösung, sondern nur im Unbekannten, in einem völlig neuen Bereich, und dieser Bereich hat mit Bewußtheit zu tun. Wer nicht weiß, was Bewußtheit ist und was sie für ihn bedeutet, kann hier auch nichts lernen. Mit anderen Worten: Wer sich nicht innerlich öffnet und in bezug auf sich selbst Neues erforscht, der kann auch keine äußeren Fortschritte erleben.

Bewußtheit bedeutet im Golf, die Gesetzmäßigkeiten des Spiels, und insbesondere die Gesetzmäßigkeiten des Schwingens und Schlagens, immer genauer zu verstehen. Und gleichzeitig bedeutet Bewußtheit nicht, alles mit planender Absicht zu tun. Ein gutes Beispiel ist, was passiert, wenn man jemand, der locker und spielerisch eine Treppe hinuntergeht, auffordert, dasselbe mit Bewußtheit zu wiederholen. Er wird dann den Verstand einschalten, wird die einzelnen Bewegungen genau beobachten und wird versuchen, seine Füße ganz gezielt auf die Treppenstufen zu setzen. Es ist klar, was dann passiert. Scheinbar verschlechtert Bewußtheit den Vorgang, raubt ihm die natürliche Geschmeidigkeit, macht ihn linkisch und unbeholfen, zerstört seine Anmut und innere Harmonie. Außerdem geht die Freude an der Sache verloren; die Handlung wird zwanghaft, stur und hölzern-verkrampft.

Noch einmal: Zuerst klappte es noch, dann kommt Bewußtheit ins Spiel, dann wird alles doppelt so schwer, wenn nicht ganz unmöglich. Genau diese Erfahrung machen alle, die beim Golf versuchen, ihre Spielweise zu verbessern. Es ist, als würden sie gegen eine Wand rennen und immer wieder schmerzhaft zurückprallen. Nun kann man aber auch nicht mehr zurück. Man versucht irgendwann vielleicht, alles zu vergessen und wieder den früheren „Zustand der Unschuld“ wiederzuerlangen — aber das ist nicht nur schwierig, sondern im Grunde völlig unmöglich. Eben weil man sich ja bestimmter Aspekte des Spiels mehr bewußt geworden ist. Und bei alledem, wo mehr Bewußtheit entstanden ist, hat sich etwas Neues ergeben und kann nicht mehr vergessen gemacht werden. Was man weiß, weiß man. Aber dieses Wissen stört; es verursacht ständige innere Störungen und Verwirrungen.

Die Lösung ist: noch mehr Bewußtheit. Das ist der einzig mögliche Weg. Man muß sich alles, aber auch wirklich alles, was mit dem Spiel zusammenhängt, verdeutlichen — man muß sozusagen „professionell“ damit werden, genau wie ein Golflehrer, der das alles schon tausendmal erlebt hat und genau kennt, so daß er im Einzelfall zu einem Problem auch die passende Antwort finden und dem Schüler mitteilen kann.

Das Paradoxon zwischen Steuerung und Spontaneität wird durch das Kennenlernen der tieferen Gesetzmäßigkeiten aufgelöst. Denn wenn diese erkannt und verstanden — nicht nur mit dem Gehirn verstanden, sondern auch mit dem Bewegungsapparat verinnerlicht — worden sind, ist es möglich, gleichzeitig genau zu wissen, was man tut (eben weil man es auf allen Daseinsebenen kapiert hat), und dieses Tun dennoch völlig von selbst ablaufen zu lassen. Das ist dann Arbeit und Spiel in einem, und ebenso: Bemühung und Freude, Konzentration und Lockerheit in einem.

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Erster Eintrag

Mitten auf dem Platz ist mir heute beim Spielen die Idee zu diesem Blog gekommen. Ich habe zwar dieses Jahr noch wenig gespielt, aber kaum bin ich wieder in Schwung gekommen, fange ich sofort Feuer. Es ist jedes Mal dasselbe mit dem Golf: Erst ab einem gewissen Einsatz beginnt das Spiel seine Tiefe zu zeigen; erst dann ergeben sich die überraschenden Aufschlüsse, mit dem das Golf das, was normalerweise unter Sport, Sportlichkeit und Freizeitbeschäftigung verstanden wird, weit transzendiert.

Ich hatte mir vorgenommen, mehr über das Wesen des Golfschwungs herauszufinden. Zur Zeit mache ich mich mit dem Buch und der Methode von Peter Croker vertraut. Dabei geht es mir hier gar nicht so sehr um dieses oder jenes Konzept — es mag da wohl mehrere geben, und bisher bin ich mit Harvey Penicks Philosophie, David Leadbetters praktischen Hilfestellungen und nun mit Crokers ungewöhnlich neuer Pädagogik in Berührung gekommen —, sondern mir wird mehr und mehr klar, daß sich im Golf die beiden Seiten Praxis und Theorie auf eine derart tiefsinnige Weise verbinden und ineinander spiegeln, wie man es vielleicht nur von klassischen Zenkünsten gewohnt ist (wenn man in unserer Hemisphäre überhaupt von „Zenkünste gewohnt sein“ sprechen kann). Mit anderen Worten: Ich habe mir vorgenommen, hinter das Geheimnis des Schwungs und damit auch des Spiel zu kommen, also nicht mehr einfach nur draufloszuspielen und zu „üben“, sondern auch den Hintergrund all dessen, was dabei abläuft, zu verstehen. Und Verstehen bedeutet: zu lernen und sich das Geschehen bis ins kleinste bewußt zu machen.

Bei allen drei erwähnten Lehrern und zunehmend bei meinen eigenen Erfahrungen wird immer deutlicher: Es handelt sich hier genau um jene Art von spiritueller Disziplin, bei der jeglicher Verstandesansatz von vornherein ad absurdum geführt wird — andererseits ist die Einstellung, man solle grundsätzlich „nicht darüber nachdenken“ und sich „nur auf sein Gefühl verlassen“, im Golf nicht nur falsch, sondern man merkt auch mehr und mehr, warum sie falsch ist.

Und das Kuriose ist: Alles, was hierzu neu verstanden wird und im Zusammenhang nachvollzogen (also auch erklärt, pädagogisch vermittelt) werden kann, betrifft immer genauso das ganze Leben wie dieses Spiel, diese nur scheinbar bedeutungslose, für viele nur zum Zeitvertreib dienende Freizeitbeschäftigung. Ich würde schlichtweg behaupten: Nein, wenn das Freizeitbeschäftigung ist, dann ist auch jede andere Tätigkeit „nur Freizeitbeschäftigung“; dann gibt es auch sonst nichts Wichtiges. Denn wichtig ist immer das, was einen zu sich selbst führt und einem hilft, die vielen Aspekte der eigenen Existenz immer gründlicher zu erforschen.

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