Wieder „nur“ zum Üben auf dem Platz. Alle Schläge bis aufs Bunkerspiel trainiert. Beim Putten machte ich mir wieder einmal den Spaß, auf Distanz zu spielen. Das klappte heute ganz gut. Auf ziemlich genau 23 m einmal eingelocht, was kein Zufall war, denn ca. 5 weitere Bälle trafen die Fahne oder wurden am Lochrand abgelenkt.
Mir scheint, ich habe heute eine wichtige Entdeckung gemacht. (Seit der letzten „Entdeckung“, als ich durch Peitschen des Schlägers zwar um einiges weiter schlug, aber danach monatelang mit Golfarm zu kämpfen hatte, weil ich dadurch Sehne bzw. Muskel am Ellenbogengelenk zu stark beansprucht hatte, bin ich mit solchen Einschätzungen vorsichtiger geworden.) Es geht um folgendes:
Seit langem stört mich die Unbeständigkeit der Schläge, vor allem mit den längeren Schlägern. Ich hatte festgestellt, daß der Rückschwung nicht konstant ablief, und daraufhin versucht, diesen besser zu kontrollieren. Das gelang mir aber nie richtig, weil mir einfach der Überblick über diesen Teil des Schwungs fehlte. Jedenfalls traf ich die Schläge recht unterschiedlich, und es war mir nie gelungen, das zu korrigieren. Heute erinnerte ich mich an Francos Hinweis, ich solle mich weiter vom Ball wegstellen. Irgendetwas daran war wichtig gewesen, aber es war nicht nur die Distanz. Ich versuchte mir die damalige Erfahrung (die den größten Aha-Effekt meiner Golflaufbahn hervorgerufen hatte) nochmals vorzustellen. Ich erinnerte mich noch, daß der Schwung irgendwie weiter und vor allem leichter, freier, gelöster gewesen war. Franco hatte mit weniger Kraft viel weiter als ich geschlagen. Das war mir damals magisch vorgekommen: Warum konnte er mit genau derselben Bewegung so viel mehr Weite erzielen?
Plötzlich kam mir die Antwort. Ich stellte mich noch etwas weiter weg, fast zu weit, und probierte, welches Schlaggefühl sich dabei einstellte. Es war genau dasselbe wie damals in Corvara. Die Schläge kamen nun komplett anders. Völlig gerade, und weiter! Nun galt es, den Unterschied dingfest zu machen. Es war dieses völlige „Loslassen“ des Schlägers (insbesondere der langen Eisen) beim Schwingen und Schlagen. Der Schläger schlug von selber, ohne Kraftanstrengung und Muskelmühe meinerseits. Dieses „Loslassen“ des Schlägers geschieht beim Durchschwung vor allem im Rücken, in den Schultern und in den Oberarmen. Der Schläger pendelt um die Rückgratachse, statt mit Kraft nach links gerissen zu werden. Diese Art des Schlagens hat eine gewisse Schönheit, Eleganz und Grazie an sich (irgendwie genau passend zu einem genialen italienischen Pro, der eine völlige andere Grundeinstellung hat als etwa Deutsche oder Engländer). Nochmal: Weder peitscht man, noch drückt oder schmettert man den Schläger.
Die Veränderung, die durch meine Beobachtung möglich wurde, führte zu einer sofortigen und klar verifizierbaren Verbesserung sämtlicher langen Schläge. Ich werde der Sache in nächster Zeit weiter nachgehen — v.a. ist natürlich wichtig, ob sich nun vielleicht doch gesundheitliche Störungen bemerkbar machen werden oder nicht.
Anzumerken ist noch, daß das obenerwähnte Problem der unregelmäßigen Rückschwünge gleich mit gelöst wurde. Die Entfernung zum Ball ist im Moment des Treffens nämlich viel konstanter. Es entfällt das ständige Herumprobieren und Kontrollierenwollen, bei dem man mal so, dann wieder so auf den Ball trifft. Man trifft immer gleich. Deshalb kamen die Schläge nun auch praktisch alle richtig. Man stellt sich hin, mißt die Entfernung zum Ball, und wenn diese stimmt, schwingt man einfach frei durch. Selbst wenn man unterschiedlich ausholt, hat man im Schlagmoment den richtigen Abstand.
—
Ob ein Golftag gelungen ist, spüre ich meistens beim Abschied und bei der Rückfahrt. Wenn ich dann so eine richtig satte, zufriedene Stimmung habe und nicht matt oder zerschlagen bin, und wenn ich dann auch die Rückfahrt auf dem Rad voll genießen kann, dann war es ein rundes Erlebnis. Genauso war es heute. Schon sehr lange ist es mir nach reinem Übungsspiel nicht mehr so gut gegangen.