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Übungstag 2 / Wichtige Entdeckung beim Schwung

Wieder „nur“ zum Üben auf dem Platz. Alle Schläge bis aufs Bunkerspiel trainiert. Beim Putten machte ich mir wieder einmal den Spaß, auf Distanz zu spielen. Das klappte heute ganz gut. Auf ziemlich genau 23 m einmal eingelocht, was kein Zufall war, denn ca. 5 weitere Bälle trafen die Fahne oder wurden am Lochrand abgelenkt.

Mir scheint, ich habe heute eine wichtige Entdeckung gemacht. (Seit der letzten „Entdeckung“, als ich durch Peitschen des Schlägers zwar um einiges weiter schlug, aber danach monatelang mit Golfarm zu kämpfen hatte, weil ich dadurch Sehne bzw. Muskel am Ellenbogengelenk zu stark beansprucht hatte, bin ich mit solchen Einschätzungen vorsichtiger geworden.) Es geht um folgendes:

Seit langem stört mich die Unbeständigkeit der Schläge, vor allem mit den längeren Schlägern. Ich hatte festgestellt, daß der Rückschwung nicht konstant ablief, und daraufhin versucht, diesen besser zu kontrollieren. Das gelang mir aber nie richtig, weil mir einfach der Überblick über diesen Teil des Schwungs fehlte. Jedenfalls traf ich die Schläge recht unterschiedlich, und es war mir nie gelungen, das zu korrigieren. Heute erinnerte ich mich an Francos Hinweis, ich solle mich weiter vom Ball wegstellen. Irgendetwas daran war wichtig gewesen, aber es war nicht nur die Distanz. Ich versuchte mir die damalige Erfahrung (die den größten Aha-Effekt meiner Golflaufbahn hervorgerufen hatte) nochmals vorzustellen. Ich erinnerte mich noch, daß der Schwung irgendwie weiter und vor allem leichter, freier, gelöster gewesen war. Franco hatte mit weniger Kraft viel weiter als ich geschlagen. Das war mir damals magisch vorgekommen: Warum konnte er mit genau derselben Bewegung so viel mehr Weite erzielen?

Plötzlich kam mir die Antwort. Ich stellte mich noch etwas weiter weg, fast zu weit, und probierte, welches Schlaggefühl sich dabei einstellte. Es war genau dasselbe wie damals in Corvara. Die Schläge kamen nun komplett anders. Völlig gerade, und weiter! Nun galt es, den Unterschied dingfest zu machen. Es war dieses völlige „Loslassen“ des Schlägers (insbesondere der langen Eisen) beim Schwingen und Schlagen. Der Schläger schlug von selber, ohne Kraftanstrengung und Muskelmühe meinerseits. Dieses „Loslassen“ des Schlägers geschieht beim Durchschwung vor allem im Rücken, in den Schultern und in den Oberarmen. Der Schläger pendelt um die Rückgratachse, statt mit Kraft nach links gerissen zu werden. Diese Art des Schlagens hat eine gewisse Schönheit, Eleganz und Grazie an sich (irgendwie genau passend zu einem genialen italienischen Pro, der eine völlige andere Grundeinstellung hat als etwa Deutsche oder Engländer). Nochmal: Weder peitscht man, noch drückt oder schmettert man den Schläger.

Die Veränderung, die durch meine Beobachtung möglich wurde, führte zu einer sofortigen und klar verifizierbaren Verbesserung sämtlicher langen Schläge. Ich werde der Sache in nächster Zeit weiter nachgehen — v.a. ist natürlich wichtig, ob sich nun vielleicht doch gesundheitliche Störungen bemerkbar machen werden oder nicht.

Anzumerken ist noch, daß das obenerwähnte Problem der unregelmäßigen Rückschwünge gleich mit gelöst wurde. Die Entfernung zum Ball ist im Moment des Treffens nämlich viel konstanter. Es entfällt das ständige Herumprobieren und Kontrollierenwollen, bei dem man mal so, dann wieder so auf den Ball trifft. Man trifft immer gleich. Deshalb kamen die Schläge nun auch praktisch alle richtig. Man stellt sich hin, mißt die Entfernung zum Ball, und wenn diese stimmt, schwingt man einfach frei durch. Selbst wenn man unterschiedlich ausholt, hat man im Schlagmoment den richtigen Abstand.

Ob ein Golftag gelungen ist, spüre ich meistens beim Abschied und bei der Rückfahrt. Wenn ich dann so eine richtig satte, zufriedene Stimmung habe und nicht matt oder zerschlagen bin, und wenn ich dann auch die Rückfahrt auf dem Rad voll genießen kann, dann war es ein rundes Erlebnis. Genauso war es heute. Schon sehr lange ist es mir nach reinem Übungsspiel nicht mehr so gut gegangen.

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Wundervoller warmer Herbsttag

An diesem wundervollen warmer Herbst-Nachmittag kam gar nichts anderes infrage als, auf den Platz zu fahren und auf die Runde zu gehen. Vorher übte ich noch ausgiebig alle Schläge. Die Routine, die sich durch das öftere Spielen eingestellt hat, liegt inzwischen zuverlässig zugrunde.

Ich spielte zwei interessante Runden mit einer Frau meines Alters, die mich gleich zu Beginn durch ihr natürliches Verhalten überraschte (weder affektiert noch kokett, verklemmt oder doppelsinnig, sondern einfach offen und spontan — also einer der sehr seltenen Fälle, das muß ich hier leider anmerken). Bei mir gab es eine extreme Mischung aus großartigen und schrecklichen Bahnen: vom Birdie und Par bis hin zu etlichen Aus-Schlägen und einer 12 am letzten Loch. (1: 33, 2: 34 Schläge)

Aber am allerwichtigsten war, was ich über meine hier bereits erwähnte „Entdeckung“ herausfand. Heute kam ich nämlich endgültig dahinter. Und es ist für mich der größte Umbruch, die wichtigste Erkenntnis seit Francos Tip in Corvara. Es muß einfach so sein, daß am tiefsten Punkt des Schwunges, also genau beim Treffmoment, die Arme völlig entspannt zu sein haben. Das heißt, man kommt von rechts oben mit den Armen herunter (diese haben ja eine gewisse Spannung geladen, wie auch der ganze sonstige Körper), und zum Treffmoment hin (eher davor) entlädt sich diese Spannung. Dadurch erhält der Schlag so etwas Ähnliches wie bei einem Peitschenschlag, aber eben ohne jegliche weitere Krafteinwirkung, sondern ganz im Gegenteil: das Lösen der Spannung setzt die Energie bis in den Schlägerkopf hinein frei. Der Schlag geht in diesem Augenblick nicht mehr nach links (als Drehung), sondern öffnet sich zum Ziel hin, also nach vorne.

Ich habe das ausprobiert, und die Resultate verblüfften mich derart, daß ich es genauso wenig glauben konnte wie das neulich passierte Einlochen aus 130 Metern. Die Schläge gingen bis zu 50 m weiter! Und das ohne jegliche zusätzliche Kraft! Mit dem Eisen 4 schlug ich problemlos auf 200 m, mit dem Holz 3 kam ich reihenweise bis ans entfernte Ende der Driving-Range (ca. 250 m). Ich hatte Schwierigkeiten, dem Ball überhaupt noch mit den Augen zu folgen, weil er raketengleich in den Himmel stieg.

Ich bin auch deshalb so verblüfft, weil ich nicht nur selbst auf diese eindeutig richtige Lösung der meisten bisherigen Schlagprobleme gestoßen bin, sondern weil ich nirgends, weder in einem Buch noch von einem Pro, auch nur etwas in dieser Richtung gelesen oder gehört habe. Es reicht auch nicht (wie Franco sagte), sich nur weiter vom Ball wegzustellen oder zu versuchen, den Schläger gerade nach vorne zu schwingen statt im Kreis. Der eigentliche Clou liegt im Loslassen der Spannung am richtigen Punkt. Das deckt sich auch genau mit meiner Theorie der Energielösung (siehe Thema Schulterschmerzen). Genau so fühlt es sich nämlich auch an. Es ist leichter, nicht schwerer; es entspannt, statt anzustrengen. Die Bälle fliegen von selbst so weit. Das hat auch nichts mit irgendwelchen stärkeren Muskeln zu tun, sondern es klappt genauso gut ohne starke Muskeln. Es ist die innere Logik des Schwunges selbst, wobei, ganz den Hinweisen von Croker entsprechernd, im Treffmoment ein Schlag, fast schon eine explosive Entladung passiert und kein „Führen“ oder gleichmäßiges Pendeln. Dieses Führen und Pendeln strengt den Rücken viel mehr an. Das ganze Prinzip beruht auf Loslassen. Genau deshalb kapieren es so wenige. Statt sich innerlich auf einen leichten, harmonischen, entspannten und bewegungsrichtigen Schwung einzustimmen, versucht der Durchschnittsgolfer, möglichst weit zu schlagen.

Auch ich habe ja jahrelang den Punkt des Loslassens trotz vieler Versuche nicht finden können, denn kaum kommt etwas Streß oder Absichtlichkeit auf, spannen sich die Muskeln an und bleiben dann auch beim Treffmoment in verkürzter Position. Genau auf diese Weise kommt es zu den bekannten langwierigen Verletzungen und Schädigungen des Rückens. Der Hintergrund wird sofort klar, wenn man sich verdeutlicht, wie hier zwei starke entgegengesetzte Kräfte auftreten: zentrifugal durch den Schläger und dessen Schwung, und zentripetal durch den vom Körper, also von den Rücken- und Armmuskeln ausgeübten Zug. Diese Zugkräfte werden umso stärker, je größer der „Ehrgeiz“ beim Schwingen und Schlagen ist, also der absichtliche Wunsch, weit und zielgenau zu schlagen. Jeder der hierbei wirksamen mentalen Prozesse wirkt als Störfaktor und beeinträchtigt nicht nur den authentischen Schwung, sondern auch die ganze innere Verfassung des Spielers einschließlich seiner Gesundheit.

Das heißt nicht, daß jeder Schmerzen bekommen oder krank werden wird, aber es ist einfach falsches und schlechtes Golf. Und man muß sich das mal klarmachen: Die meisten merken es nicht, und die meisten Pros helfen da auch nicht. Stattdessen wird geübt und geübt und wird versucht, „richtige“ Schläge zu machen (zu „lernen“). Es ist aber, genau wie in der Meditation, kein Lernen, sondern ein Ent-Lernen. Es ist die universelle Kunst des Loslassens bei gleichzeitiger vollständiger Wachsamkeit. Die wirkliche Kraft kommt immer nur mühelos zustande. Und genauso der wirkliche Erfolg.

In Momenten wie diesen paßt einfach alles zusammen; da berühren sich Himmel und Erde, wie die Chinesen sagen. Das sind dann Erfahrungen, die in sich einfach nur vollkommen sind, die unbezahlbar sind und jegliche Enttäuschung vollständig wettmachen.

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Durchwachsen

Heute fühlte ich mich nicht so gut; vielleicht bin ich erkältet? Aber das schöne Oktoberfest-Wetter mit blauem Himmel und warmen Temperaturen legte es mir unabweislich nahe, zum Golfplatz zu fahren. Kann ja sein, daß es bald zuende ist mit der schönen Jahreszeit!

Keine weitere Steigerung meiner Spielfähigkeiten — so dachte ich jedenfalls nicht nur beim Üben, sondern auch, als ich dann zum ersten Mal über den Platz ging. Nun, ich kann ja auch nicht erwarten, immer nur besser zu werden. Es hätte mich aber auch zufriedengestellt, wenn ich die Fehler in den Schlägen besser hätte identifizieren können. Da war einfach nichts Genaues auszumachen. Beim letzten Mal klappte es so gut mit den Abschlägen, diesmal nicht, und scheinbar ohne Grund.

Die zweite Runde war dann solider: Ich kam bis auf einen Schlag an meinen persönlichen Bestwert heran. Inzwischen habe ich mich schon an 1 über Par je Loch gewöhnt und bin schon so weit, mich zu ärgern, wenn ich dieser Norm phasenweise nicht gerecht werde.

*

Auf der Driving Range ergab sich eine interessante Begegnung mit einem Übenden, der zufälligerweise den gleichen Schlägersatz wie ich hatte und der mir durch das konzentrierte, gewissenhafte Studieren seines Schwunges auffiel. Normalerweise habe ich mir abgewöhnt, Kommentare abzugeben und mich einzumischen, aber diesmal schien die Situation geradezu zu fordern, etwas offen mitzuteilen, das mir beim längeren Zuschauen immer wieder penetrant ins Auge stach. Er schlug nämlich immer wieder Hooks; dabei schwang der Schläger hinter dem Rücken zu weit nach rechts, und gleichzeitig verlor er am Ende seines Schwunges linksseitig die Standbalance. Mein Feedback wurde angenehmn positiv aufgenommen und es ergab sich noch ein recht angeregtes Gespräch. Ich fand den Mann einfach sympathisch und würde mich freuen, ihn wiederzutreffen. (Leider ist das hier auf diesem Platz recht selten geworden; die meisten spielen in irgendwelchen Stammclubs und kommen nur zu sporadischen Trainings her, weil die Anlage so nahe bei der Stadt liegt und man nach der Arbeit noch kurz herfahren kann.)

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